Die Putschisten im Niger haben eine pro-westliche Regierung gestürzt, die nicht in der Lage war, die islamistischen Milizen im Land zu bekämpfen. Frankreich verliert seine letzte Bastion in der Sahelzone, während Russland seinen Einfluss ausbaut. Peking erweist sich als neutraler Beobachter, während Washington den Geldhahn zudreht.
Am 26. Juli putschte das Militär unter General Omar Tchiani gegen den sozialistischen Präsidenten Mohamed Bazoum und übernahm die Kontrolle in der ehemaligen französischen Kolonie. Das verarmte westafrikanische Land, in dem islamistische Milizen wie die Al-Quaida, der Islamische Staat und Boko Haram ihr Unwesen treiben, wurde im letzten Jahr zu einem wichtigen Stützpunkt von französischen Militäroperationen gegen die Islamisten, nachdem Mali und Burkina Faso infolge von politischen Umstürzen die ehemalige Kolonialmacht nicht mehr im Lande haben wollten. Präsident Bazoum galt als einer der letzten pro-westlichen Staatschefs in der Region, was nun jedoch ebenfalls Geschichte ist. Dies führt auch dazu, dass die USA ihre Finanzhilfen einstellen.
Die allgemeine antifranzösische Stimmung in der ganzen Region, die zur ärmsten der Welt gehört, avanciert dabei zusehends zu einer generell anti-westlichen Haltung. Ein Land profitiert dabei besonders: Russland. Dies zeigte sich auch beim Russland-Afrika-Gipfel, bei dem Präsident Wladimir Putin sich mit mehreren Präsidenten gut verstand. Dies ist auch ein Grund dafür, weshalb laut dem Wall Street Journal die Spannungen zwischen Moskau und dem Westen weiter wachsen. Für Präsident Emmanuel Macron kommt dieser Putsch zudem zu einer höchst ungünstigen Zeit, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet. Denn die ganze künftige Militärstrategie der früheren Kolonialmacht in der Region liegt nun in Trümmern. Die rund 1.100 US-Soldaten und 1.200 französischen Truppen müssen in ihren Kasernen bleiben.
Niger, welches laut France24 einen globalen Marktanteil von etwa 4-6 Prozent bei der Uranförderung hat, liefert auch etwa 18 Prozent des nuklearen Kraftstoffs für die französischen Atomkraftwerke. Kasachstan und Australien haben jeweils 20 bzw. 19 Prozent Marktanteil in Frankreich. Nun, mit einem möglichen Exportstopp nach Frankreich wird sich der Stromkonzern EDF als Betreiber der Kernkraftwerke um die Ausweitung von Lieferungen aus anderen Ländern kümmern müssen. Gleichzeitig stellt das Uran jedoch ein wichtiges Exportgut des afrikanischen Landes dar – etwa ein Drittel der gesamten Exporte Nigers bestehen aus Uranlieferungen an den ehemaligen Kolonialherren.
Aber auch Peking sieht durch den Putsch seine Interessen gefährdet. China gilt nach Frankreich als zweitgrößter ausländischer Investor in Niger. Die kommunistische Führung forderte die Konfliktparteien zum Dialog auf, verhält sich jedoch ansonsten weitestgehend zurückhaltend. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich Peking auch mit der neuen politischen Führung arrangieren wird. Allerdings, so scheint es, dürfte es auf geopolitischer Ebene vor allem einen großen Gewinner geben: Russland. Doch wie wird Moskau diese Macht für sich nutzen?
Bild: Abdourahamane Tchiani, aktueller Machthaber in Niger. Bild: YouTube
Putsch im Niger – Frankreich verliert seine letzte Bastion in der Region
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