Pilze – kleine Wundermittel oder doch nur eine kulinarische Delikatesse? Neue Forschungsergebnisse sorgen für Aufsehen: Pilze könnten eine Schlüsselrolle im Kampf gegen kognitive Beeinträchtigungen und sogar im Kampf gegen Krebs spielen. In Japan, wo die medizinische Forschung oft Wege geht, die in der westlichen Welt weniger beachtet werden, haben zwei Studien die beeindruckenden Vorteile des Huaier-Pilzes (Trametes robiniophila murr) offenbart. Dieser Pilz, in China weit verbreitet, ist hierzulande noch ein unbeschriebenes Blatt.

Die National University of Singapore legte kürzlich Ergebnisse vor, die aufzeigen, wie ältere Erwachsene, die regelmäßig Pilze essen, ein wesentlich geringeres Risiko aufweisen, leichte kognitive Beeinträchtigungen zu entwickeln – ein Zustand, der oft als Vorstufe von Demenz angesehen wird. Diese Erkenntnisse sollten uns alle hellhörig machen. Während die westliche Medizin oft schnell mit Medikamenten bei der Hand ist, zeigt uns die Natur, dass auch einfache Ernährungsumstellungen mächtige Verbündete sein können.

Leichte kognitive Beeinträchtigungen sind kein banaler Zustand. Sie stellen eine ernsthafte Warnung dar, ein Vorzeichen möglicher schwerwiegenderer Erkrankungen wie Alzheimer. Sie manifestieren sich oft in Vergesslichkeit und Sprachproblemen, beeinträchtigen die Lebensqualität und sind ein Vorbote für weiteren geistigen Abbau. Die Symptome sind zwar weniger gravierend als bei Alzheimer, aber die Betroffenen erleben dennoch spürbare Einbußen. Und hier kommen Pilze ins Spiel.

Interessanterweise zeigen Forschungsergebnisse, dass nicht nur der Huaier-Pilz, sondern auch eine Vielzahl anderer Pilzarten positive Auswirkungen auf unser Immunsystem und unsere kognitive Gesundheit haben. Die Studien legen nahe, dass eine regelmäßige Aufnahme von Pilzen Krankheiten vorbeugen und das Immunsystem stärken kann. Diese Eigenschaften könnten auch bei der Prävention von schwerwiegenderen Zuständen wie Demenz von Bedeutung sein.

Die Forschungsergebnisse stellen jedoch auch klar, dass es keine alleinige Wunderlösung gibt. Es sind die kleinen, stetigen Veränderungen im Lebensstil, die präventiv wirken können. Ein Stückchen Natur in unserer täglichen Ernährung – so simpel es auch klingen mag – könnte ein entscheidender Schritt in der Bewahrung unserer geistigen Gesundheit sein.

Eine Ernährung, die reich an Pilzen ist, kann dazu beitragen, leichten kognitiven Beeinträchtigungen entgegenzuwirken.

Forscher der National University of Singapore (NUS) haben die Auswirkungen des Pilzkonsums auf die Gehirnleistung untersucht, indem sie Daten von 663 Personen aus Singapur im Alter von 60 Jahren und darüber analysierten. Ihre sechsjährige Forschung, die von 2011 bis 2017 lief und im Journal of Alzheimer’s Disease veröffentlicht wurde, konzentrierte sich auf die wöchentlich verzehrte Pilzmenge der Studienteilnehmer.

Es stellte sich heraus, dass Teilnehmer, die mehr als zwei Portionen Pilze wöchentlich aßen, ein um 50 Prozent reduziertes Risiko für leichte kognitive Beeinträchtigungen aufwiesen, im Vergleich zu jenen, die weniger als einmal pro Woche Pilze zu sich nahmen. Dies galt unabhängig von anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Alkoholkonsum, Rauchverhalten sowie körperlichen und sozialen Aktivitäten oder Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall, Diabetes und Herzkrankheiten.

Eine Portion entspricht etwa einer 3/4 Tasse gekochter Pilze, was ungefähr 150 Gramm entspricht. Um das Risiko einer leichten kognitiven Beeinträchtigung zu senken, wird empfohlen, wöchentlich mindestens zwei solcher Portionen zu verzehren. Die Forschungsergebnisse deuten jedoch auch darauf hin, dass bereits eine kleine Portion pro Woche signifikant zur Erhaltung der Gehirngesundheit beitragen kann.

Pilze sind nicht nur vielseitig und nährstoffreich, sondern auch eine der wenigen natürlichen Quellen für Ergosterol, das unter Einwirkung von UV-Licht in Vitamin D2 umgewandelt wird. Sie bieten auch andere wichtige Nährstoffe wie Protein, Kupfer, B-Vitamine, Kalium und Eisen.

Besonders hervorzuheben ist das Ergothionein, eine Aminosäure, die in nahezu allen Pilzarten vorkommt und die die Forscher als Schlüssel zur förderlichen Wirkung auf das Gehirn sehen. Dr. Irwin Cheah, Mitautor der Studie, betonte: „Ergothionein ist ein einzigartiges Antioxidans und wirkt entzündungshemmend, kann vom Menschen jedoch nicht selbst hergestellt werden. Es muss über die Nahrung, insbesondere über Pilze, aufgenommen werden.“

Weitere Untersuchungen zeigen, dass Ergothionein bei Mäusen antidepressive und bei Menschen gedächtnisfördernde Effekte hat. Diese Vorteile sind möglicherweise auf die Fähigkeit der Substanz zurückzuführen, die Gehirnzellen vor oxidativen Schäden zu schützen sowie die Neurogenese und neuronale Reifung zu fördern.

Andere bioaktive Stoffe in Pilzen wie Hericenone, Erinacine, Scabronine und Dictyophorine könnten ebenfalls die Synthese von neuronalen Wachstumsfaktoren unterstützen und so das Risiko kognitiver Beeinträchtigungen mindern.

6 Pilze zur Förderung der Gehirngesundheit

Unter den etwa 200 bekannten essbaren Pilzarten gibt es sechs herausragende, die wissenschaftlich belegt die Funktion des Gehirns unterstützen können. Diese sollten in die tägliche Ernährung integriert werden, um die Gesundheit des Gehirns zu verbessern.“

Chaga-Pilz (Inonotus obliquus)

Der Chaga-Pilz (Inonotus obliquus), bekannt für seine Heilwirkungen, ist Gegenstand einer Studie im „International Journal of Biological Macromolecules“. Forscher fanden heraus, dass ein bioaktives Polysaccharid im Chaga-Pilz die Expression von Nrf2 im Gehirn erhöht. Nrf2, ein Protein, reguliert antioxidative Enzyme, die gegen oxidativen Stress kämpfen und entgiften, und trägt so zum Schutz vor Alzheimer bei.

Oxidativer Stress im Gehirn spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von Alzheimer. Chaga, traditionell in nordischen Ländern als Krebsbekämpfungsmittel eingesetzt, wächst an Baumrinden, wie etwa an Birken, und sieht äußerlich ähnlich wie Holzkohle aus. Diese Pilze sind vor allem in Regionen wie Sibirien, Russland, Korea und Kanada verbreitet.

Chaga wird auch in der Krebstherapie verwendet, um das Wachstum von Tumorzellen zu verlangsamen. Labortests zeigen, dass Chaga-Extrakte das Wachstum von Krebszellen in Leber, Lunge, Brust, Prostata und Darm hemmen können. Tierstudien deuten zudem darauf hin, dass Chaga die Tumorgröße um bis zu 60 Prozent reduzieren kann.

Chaga enthält Antioxidantien, die Zellen vor freien Radikalen schützen können. Insbesondere wird dem Antioxidans Triterpen eine krebshemmende Wirkung zugeschrieben. Weitere Studien haben gezeigt, dass Chaga-Extrakte die Produktion von Zytokinen regulieren können, die zur Aktivierung der weißen Blutkörperchen beitragen und den Körper vor Pathogenen wie Bakterien und Viren schützen.

Austernpilz  (Pleurotus ostreatus)

In der traditionellen chinesischen Heilkunst wird der Austernpilz  oft zur Lockerung von Muskeln, Sehnen und Gelenken verwendet. Studien zeigen, dass dieser Pilz, ähnlich wie der Chaga-Pilz, dazu beitragen kann, den oxidativen Stress im Gehirn zu reduzieren.

Gemäß einer Untersuchung von indischen Wissenschaftlern enthalten Austernpilz e Bestandteile, die gegen oxidative Schäden schützen können. Sie steigern den Gehalt an Antioxidantien wie Vitamin C und Glutathion sowie die Aktivität verschiedener antioxidativer Enzyme im Gehirn, die auf Stressoren reagieren.

Löwenmähne (Hericium erinaceus)

Die Löwenmähne zählt zu den wirksamsten Pilzen zur Förderung der Gesundheit von Gehirn und Nervensystem. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die im Pilz vorkommenden Substanzen Hericenone und Erinacine die Produktion von Nervenwachstumsfaktoren fördern können. Diese Faktoren sind essentiell für das Wachstum, die Entwicklung und die Aufrechterhaltung von Neuronen im Gehirn.

Des Weiteren zeigte eine Studie mit japanischen Erwachsenen, die leichte kognitive Einschränkungen aufwiesen, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Löwenmähne, insbesondere die im Fruchtkörper konzentrierten Hericenone, zur neuroprotektiven Wirkung Vorteilen beitragen könnten.

Maitake (Grifola frondosa)

Der Maitake wird häufig als Superfood betrachtet, da er reich an essentiellen Nährstoffen ist. Zu diesen zählen Proteine, Ballaststoffe, Kohlenhydrate, die Vitamin-D2-Vorstufe Ergosterol sowie Mineralien wie Kalium, Phosphor, Kalzium und Magnesium.

Eine Studie, die in der Zeitschrift RSC Advances veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Maitake ein Polysaccharid namens Proteo-B-Glucan enthält, welches ausgeprägte immunmodulatorische und neuroprotektive Wirkungen hat. Es wurde beobachtet, dass Proteo-B-Glucan die Pathologie, die der Alzheimer-Krankheit ähnelt, sowie Störungen im Bereich Gedächtnis und Lernen verbessert, indem es den Abbau von Amyloid-Beta-Plaques im Gehirn unterstützt.

Reishi (Ganoderma lucidum)

Der Pilz Reishi, auch unter dem Namen Lingzhi bekannt, wird in der traditionellen chinesischen Medizin hoch geschätzt und wird für seine vielfältigen gesundheitlichen Vorteile genutzt. Zu diesen gehören die Stärkung des Immunsystems, krebsbekämpfende Eigenschaften, die Reduzierung von Müdigkeit und Depressionen sowie die Förderung einer gesunden Gehirnfunktion.

Eine Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Frontiers in Aging Neuroscience“ hebt hervor, dass der Reishi-Pilz wirkungsvolle Triterpenoide enthält, die den altersbedingten physiologischen Rückgang der Gehirnleistung mildern können. Besonders die Verbindung Ganoderinsäure A zeigte in Studien an Mäusen, die an Alzheimer leiden, positive Effekte. Diese Substanz unterstützt die Entfernung schädlicher Stoffwechselprodukte im Gehirn und trägt somit zur Verbesserung der Gehirnfunktion bei.

Shiitake (Lentinula edodes)

Forscher aus China haben herausgefunden, dass der Konsum von Shiitake-Pilzen dazu beitragen kann, kognitive Einschränkungen zu vermeiden, die aus einer fettreichen Ernährung resultieren können. Eine solche Diät kann über die Zeit die Darmflora so verändern, dass Entzündungsprozesse im Gehirn entstehen. Die Studienergebnisse zeigen jedoch, dass Beta-Glucan, ein Inhaltsstoff der Shiitake-Pilze, diese negativen Veränderungen der Darmmikrobiota blockieren kann. Dadurch wird das Gehirn vor Schäden bewahrt, die sonst kognitive Beeinträchtigungen nach sich ziehen könnten.

Pilze sind nicht nur nahrhaft und vielseitig einsetzbar in der Küche, sie schmecken auch ausgezeichnet. Ein faszinierender Einblick in die Welt der Pilze wird im Film „Fantastische Pilze – Die magische Welt zu unseren Füßen“ geboten.

Mayer, P. F. (2024d, April 4). Pilze wirken gegen Demenz und stärken das Immunsystem. tkp.at. https://tkp.at/2024/04/04/pilze-wirken-gegen-demenz-und-staerken-das-immunsystem/

Du weißt, wie es ist: Schmerzen und emotionale Tiefs, die bis zur Depression reichen können. Niemand sieht, was du durchmachst. Aber es gibt Hilfe – nicht nur durch Pilze. Auch Klänge und Musik können im Alltag eine einfache Unterstützung bei diesen Beschwerden bieten. Überwinde Deine Depressionen – Silent Subliminal

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