Die Übergriffigkeit gegen Familien geht in die nächste Runde: Während männliche Modelle der Erziehung schon längst als „toxisch” gelten, wagen sich Autorinnen der Zeit nun auch die Mutterbindung in Frage zu stellen und als rechtsextrem zu diffamieren. Mütter, die sich um ihre Kinder kümmern wollen, sollen sich deshalb von rechts distanzieren.Lange Zeit stellte man sich in Deutschlands Redaktionsstuben konservative und rechte Erziehung wie eine Werbebroschüre der Hitlerjugend vor. Strenge und Disziplin müssten in solch einem patriarchalen System vorherrschen und es würde körperlich gezüchtigt und bestraft wo es nur ging. Um das zu bekämpfen, setzte man lange Zeit auf weibliche Tugenden in der Erziehung von Kindern. Die mütterliche Bindung zu ihren Kindern ist naturwüchsig geprägt von – man ahnt es bereits – mütterlicher Nähe und Wärme, sie ist verständnisvoll und angeblich auch irgendwie demokratischer. Das war ein guter Gegenpol zu den patriarchalen Vätern und ihrer toxischen Männlichkeit. Bis nun die Zeit draufkam, dass auch das sogenannte „Attachment Parenting“ (Bindungsorientierte Erziehen) „westlich und elitär” ist und vor allem Rechtsextreme anspricht. Tja, dann muss es doch wieder der Staat richten…
Dabei galt das bindungsorientierte Erziehen lange Zeit als Domäne antiautoritärer und progressiver Erziehung. Es waren Hippies und andere Linke, die Wert auf die Mutterbindung der Kinder legten. Doch in den letzten Jahren stellte sich, sehr zum Schrecken von Zeit-Autorinnen mit Abschluss in Sozialwissenschaften, heraus, dass konservative, rechte, rechtsextreme, ja gar Nazis ebenfalls die Mutterbindung als grundlegenden Baustein einer geglückten Kindererziehung erkannt haben. Das geht natürlich gar nicht und deshalb sieht sich die Zeit genötigt, diese Tatsache mit einer gehörigen Portion Haltung einzuordnen.
In dem neuen Pamphlet werden dabei „mütterverherrlichende Glaubenssätze“ kritisiert, die das bindungsorientierte Erziehen zur „Ersatzideologie“ stilisieren würden. Ein bemühter Versuch, das allgegenwärtige Phänomen der „Ersatzreligion“ zu verkehren und eine „Ersatzideologie“ zu erfinden, der allerdings daran kläglich scheitert, dass eine Ersatzreligion eine Ideologie anstelle der Religion ist, während eine Ersatzideologie nichts anderes als eine weitere Ideologie ist.
Dafür beherrscht die Autorin der Zeit aber den Einsatz von Adjektiven zur Einordnung. Plötzlich ist die Rede von der „sogenannten“ bindungsorientierten Erziehung, in der sich alles um eine „vermeintliche“ Rückbesinnung auf die natürlichen Instinkte von Mutter und Kind drehe. Der Hirnforscher Gerald Hüther gilt bei der Zeit als „umstritten“, beim Kindheitsforscher Michael Hüter weiß man, dass er „eigentlich“ Historiker ist. Dem gegenüber stehen „seriöse“ Anhängerinnen der Bindungsorientierung wie Susanne Mierau und Nora Imlau, die die Entwicklung „kritisch“ sehen. Da werden „erzkonservative“ Gruppen und „Verschwörungserzähler“ in einen Topf geworfen, sobald der Meinungskompass nicht den neuesten woken Anforderungen entspricht. Nora Imlau ist nebenbei nicht nur „seriös“, sie ist auch „eine der einflussreichsten Vertreterinnen“. Sie konstantiert, die bindungsorientierte Szene sei von rechts unterwandert worden und hätte gar ein „Naziproblem”. Imlau ist übrigens nicht einfach nur Historikerin oder „umstrittene“ Hirnforscherin, nein, Imlau ist – Journalistin. Laut Eigenauskunft auf ihrer Webseite schreibt sie gerne „berührende Portraits, schräge Glossen, lebendige Ich-Geschichten aus dem Familienalltag“ für eine Reihe von Frauen- und Familienzeitschriften, sowie für die Zeit. Damit wäre geklärt, warum sie dort als „seriös“ gilt.
Ein neues Feindbild: Weiße Frauen aus der Mittelschicht
Dieser einordnende Tonfall durchzieht den gesamten Artikel, der sich aber nicht als Meinungstext versteht, sondern im Gewand einer objektiven Analyse auftreten möchte. Dabei trieft die Missgunst aus allen Poren des Texts: Die bindungsorientierte Szene sei laut einer schwedischen Studie „weder liberal noch divers“, sondern vor allem bestimmt von „weißen Frauen aus der Mittelschicht, die dort aushandeln, was Mutterschaft bedeutet, wer Verantwortung für die Kinder trägt und was daraus folgt.“ Aber wer, wenn nicht die Mütter, sollte nach Meinung der Zeit-Autorin diese Entscheidungen treffen? Die Väter werden es wohl kaum sein, also bleibt nur der Staat übrig, bzw. selbsternannte „seriöse“ Expertinnen und ihre Freundinnen aus der Zeit-Redaktion.
Der ideologische Furor prasselt unvermindert weiter auf die bindungsorientierten Mütter unter Generalverdacht ein. Unter den „weißen Frauen aus der Mittelschicht“ befänden sich „nur wenige Mütter, die sich als Feministinnen oder Antirassistinnen verstehen“. Nun ist die Katze endgültig aus dem Sack: Wer sich nicht als Feminist oder Antirassist definiert, bzw. dies wiederholt deutlich vor sich her trägt, ist Teil des Problems. Und auf dem Weg in das antirassistisch-queerfeministische Utopia können solche Probleme nicht ungelöst stehen bleiben.
Mit viel Aufwand diffamiert der Text jegliches Bekenntnis zu einem normalen Familienleben. Mütter, die ohne politisch Stellung zu beziehen, einfach bei ihren Kindern bleiben wollen, sind politisch verdächtig. „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“, so das Motto der kinderpädagogischen Sittenwächterin der Zeit. In einer schier unendlichen Abfolge tendenziöser Einordnungen kontrastiert sie die Bemühungen familiärer Netzwerke und unerwünschter Forscher mit Studienergebnissen der Heinrich-Böll-Stiftung und Artikeln in der Süddeutschen Zeitung von befreundeten Politikwissenschaftlerinnen.
Doch wozu das alles? Die wahre Absicht, nämlich die Rolle des Staates in der ideologisch dominierten Kindererziehung zu erweitern, bleibt letztlich unausgesprochen, ist aber die einzig logische Schlussfolgerung aus der Kritik. Nur wer bereit ist, seine Kinder schnellstmöglich in Fremdbetreuung zu geben, „queere Familien“ zu akzeptieren und sich jederzeit zu Feminismus und Antirassismus zu bekennen, kann davor gewappnet sein, nicht unter den Verdacht eines „rechten, rassistischen Weltbilds“ zu fallen. Und wie lautet der abschließende Tipp für Eltern, die den Sittenwächtern der Zeit gefallen wollen? „Genau hinschauen“ und – „wie die Vertreterin und Autorin Nora Imlau“ – sich „zu erklären, sich abzugrenzen und zu positionieren“. Denn Gott behüte, dass Mütter nicht tun, was Sozialwissenschaftlerinnen mit einer Zeit-Kolumne ihnen vorschreiben!
Eine Frage der Moral im Kulturkampf
Es ließe sich unendlich über dieses Pamphlet der Zeit polemisieren, doch letztlich wäre es Kunst um ihrer selbst willen. Und so sehr man zurecht die tendenziöse Darstellung der Zeit-Kolumnistin kritisiert, so gebietet die Ehrlichkeit zu sagen, dass auch meine Beschreibung ihres Artikels natürlich alles andere als neutral ist. Doch genau diese Ehrlichkeit ist vielleicht das beste Mittel um der schleichenden Übervorteilung Einhalt zu gebieten. Ja, wir befinden uns in einem bereits seit Jahrzehnten tobenden Kulturkampf. Unter den vielen Schlachtfeldern dieses Kampfes ist die Familie eines der zentralsten. Bereits G.K.Chesterton benannte vor knapp 100 Jahren die Familie als größten Feind von sowohl „big government“, als auch „big business“. Sie ist die gesellschaftliche Keimzelle, die dem Umbau zum kollektivistischen Ameisenstaat im Wege steht.
Die Agitatorin der Zeit beruft sich auf die ihr genehmen Studien und Forscher, so wie „unsere Seite“ – so klipp und klar muss man es benennen – sich auf andere Studien und Forscher beruft. Doch damit ist nicht alles einerlei und vor allem obliegt es nicht einer Zeit-Kolumnistin das letztendliche Urteil über die Seriosität der Daten zu liefern. Darüber hinaus ist die Wahl der Waffen im Kulturkampf ungleich. Während linke Institute und „gemeinnützige GmbHs“ sich gegenseitig steuerliche Fördermittel in Millionenhöhe zuschieben um ihre Forschungen zu finanzieren, müssen Vereine, wie der von der Zeit mehrfach angeführte Verein Nestbau e.V., sich vollständig durch Spenden aus der Bevölkerung finanzieren. Ähnliches gilt für die Medien, in denen linken politischen Agitatoren nahezu der gesamte medial-industrielle Komplex zur Verfügung steht, um ihre Propaganda zu verbreiten.
Doch so wie die Autorin der Zeit letztendlich die moralische Gewissensfrage stellt, so müssen auch wir es wagen, das zu tun. Denn der Schutz der Familie darf nicht länger Verhandelmasse eines Diskurses mit neo-sozialistischen Agitatoren sein, sondern muss kompromisslos auf Basis des unverhandelbaren Rechts von Kindern auf Vater und Mutter verteidigt werden. Während linke Ideologen die Moral für sich beanspruchen, dabei Feminismus und Antirassismus einfordern, da sie ansonsten in der Familie die Keimzelle des Faschismus verorten, gilt es mit fester Überzeugung entgegenzutreten und die nicht nur empirische und wissenschaftliche, sondern vor allem auch moralische Notwendigkeit des Schutzes der traditionellen Familie und der aus ihr hervorgehenden Erziehung betonen. Denn wenn nun, nachdem der Vater schon längst allen männlichen Tugenden der Erziehung abschwören musste, auch die Mutter unter Angriff steht, droht die letzte Bastion gegen die endgültige Verstaatlichung der Kinderaufzucht zu fallen.
Die Absichten linker Ideologen liegen klar auf dem Tisch. Es liegt an uns, sie beim Namen zu nennen und jeden Einzelnen eindringlich und – aller daran verbundener Konsequenzen eingedenk – vor die Wahl zu stellen: Wollt ihr Familien? Oder staatliche Jugendkader? Die Zeit um diese Frage zu beantworten ist jetzt, warten wir noch länger, wird sich die Frage nicht mehr stellen.
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