„Der Sommer war sehr groß“, durfte Rainer Maria Rilke 1902 in seinem Gedicht „Herbsttag“ schreiben und sogar noch den Wunsch nach zwei weiteren südlichen Tagen konnte er anfügen, damit „die letzte Süße in den schweren Wein“ gelangen könne. Man stelle sich dieses Gedicht in unseren klimabewegten Zeiten vor! Ein großer, sogar sehr großer, also wohl ein heißer und sonniger Sommer wird von Rilke als ein positives Ereignis herausgehoben, das am besten noch um zwei Tage verlängert werden sollte – und das nur, um den gesundheitsschädlichen „schweren Wein“ in seiner Entwicklung zu fördern. Unsere besorgten Klima- und Gesundheitsschützer wären außer sich.

Wie sollten sie es auch nicht sein? Besorgt sind sie ohnehin immer, das ist ihr Naturzustand, da die Natur ihnen allem Anschein nach nichts anderes mitgegeben hat als die Fähigkeit, sich immerwährend, ungefragt und kenntnislos um die Angelegenheiten anderer Leute zu sorgen. Und gerade, was große Sommer angeht, stehen die Zeichen auf Sturm, die Experten haben es uns verraten. Der Minister der Herzen Karl Lyssenko Lauterbach, dem in letzter Zeit die Themen zur Erzeugung von Hysterie und Massenpanik ein wenig verloren gegangen sind, hat nun endlich ein neues Betätigungsfeld gefunden und dem Publikum mitgeteilt, Deutschland brauche einen Hitzeschutzplan. „Es sei nicht akzeptabel“, erfährt man bei der bekanntermaßen objektiven Tagesschau, „dass jedes Jahr zwischen 5.000 und 20.000 hitzebedingte Todesfälle beklagt werden müssten“, weshalb Schutzmaßnahmen bei Hitzewellen unabdingbar seien, darunter so originelle Vorgehensweisen wie Anrufe bei älteren Menschen, denen man mitteilen werde, dass es bei Hitze heiß sei und sie deshalb regelmäßig trinken sollten.

Mancher könnte nun angesichts solcher ministeriellen Leistungen dem Gedanken anhängen, den Hinweis auf regelmäßiges Trinken einigermaßen spezifisch zu deuten und häufiger zu Flaschen zu greifen, die nicht unbedingt mit Wasser oder Fruchtsaft gefüllt sein mögen. Andere, die schon zu Zeiten der sonderbaren Pandemie jedes Wort des unsäglichen Ministers als Offenbarung akzeptiert haben, werden vermutlich an ihren alten Gewohnheiten festhalten, was ich, um es mit den Worten von Thomas Mann zu sagen, „als eine rechte Glaubensprobe und als eine Herausforderung an den Geist erachte, seine Kraft zu erweisen und zu zeigen, was alles zu glauben er fertigbringt“.

Man kann aber auch der Frage nachgehen, auf welcher Basis denn die neu zu schürende Angst vor Hitze und Hitzetoten beruht. Dabei wird man schnell fündig. Da man im schon zu PCR-pandemischen Zeiten äußerst produktiven RKI derzeit an einem gewissen Beschäftigungsmangel zu leiden scheint, behelligt man das Publikum seit kurzer Zeit mit einem „Wochenbericht zur hitzebedingten Mortalität“. Dort findet man die folgende Graphik.

Wir sehen hier die geschätzte Anzahl hitzebedingter Sterbefälle im Verlauf der Jahre von 2013 bis 2023, wobei man die Werte für 2023 nicht ernst nehmen muss, da der Sommer – wie ich hoffe – noch nicht vergangen ist und der Winter noch nicht naht. Aber schon diese Werte sind aus mehreren Gründen zweifelhaft. Nicht nur, weil es sich um Schätzungen handelt, darauf komme ich gleich zu sprechen. Zieht man nämlich die altbekannte Tagesschau zu Rate, so erhält man das folgende Bild.

Der RKI-Wochenbericht beschreibt den am 5. Juli aktuellen Stand der Dinge, während die Daten der Tagesschau am 13. Juni veröffentlicht wurden. Sollte sich in so kurzer Zeit der Erkenntnisstand über die verflossenen Jahre geändert haben? Und das, obwohl die Tagesschau als Quelle das RKI angibt? Denn die Unterschiede sind nicht klein: Im Jahr 2014 verzeichnet die Tagesschau 1.300 hitzebedingte Übersterblichkeitsfälle, während das RKI – die vermeintliche Quelle des Tagesschau-Artikels – sich mit etwa 900 Hitzetoten begnügt. Auch die 5.800 Tagesschau-Fälle des Jahres 2015 passen nicht zu den mehr als 6.000 RKI-Fällen des gleichen Jahres. Hier scheint doch ein wenig Klärungsbedarf zwischen dem Staatsfernsehen und der Staatsgesundheitsbehörde zu bestehen. Aber das ist nicht alles. Der kenntnisarme und phantasiereiche Gesundheitsminister fabuliert sogar von 5.000 bis 20.000 hitzebedingten Toten, die Tagesschau hat es berichtet. Wo hat er das nur her? Die höchste vom RKI vertretene Zahl liegt knapp über 8.000, die niedrigste bei etwa 1.000. Vermutlich hat der begnadete Studienleser wieder einmal in finsterer Nacht eine Studie zu viel studiert und unter dem Einfluss des schweren Weines, von dem Rilke dichtete, die Zahl 1.000 zu 5.000 umgedichtet und aus 8.000 leichten Herzens eben 20.000 gemacht. Es ist wie zu Corona-Zeiten: Er redet, wie er’s versteht, und viel versteht er nicht.

Solange also keine einheitlichen Werte vorliegen, halte ich mich nun bei allem Misstrauen an die Schätzwerte des RKI. Die sind im Wochenbericht zwar nur in graphischer Form vorhanden, aber auf einhundert Fälle mehr oder weniger kommt es für das Folgende nicht an.

Denn immerhin wird behauptet, die Hitzetoten seien, wie der Name schon sagt, auf die Hitze zurückzuführen, und was könnte die mörderische Hitze besser illustrieren als die Anzahl der Hitzetage pro Jahr, also die Anzahl der Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30° Celsius? Auch die kann man finden und diesmal muss sich die Tagesschau nicht mit dem Problem inkonsistenter Daten herumplagen, denn sowohl im bereits erwähnten Tagesschau-Artikel als auch im Statistik-Portal Statista findet man die folgenden Daten.

Nun ist es einfach, die jährlichen Hitzetage in Beziehung zu setzen zur Anzahl der Hitzetoten nach Auskunft des notorisch zuverlässigen RKI, wie es nachfolgend zu sehen ist. Ich beschränke mich dabei auf den Zehn-Jahres-Zeitraum von 2013 bis 2022.

Man muss sich nicht auf die Graphik verlassen, denn in Gestalt des Korrelationskoeffizienten gibt es eine Größe, die man leicht aus den gegebenen Daten berechnen kann und die die Stärke des Zusammenhangs zwischen den verschiedenen Größen – in diesem Fall also zwischen der Anzahl der Hitzetage und der Hitzetoten – angibt. Hier liegt er bei 0,94, wobei man wissen sollte, dass ein Wert von 0 überhaupt keinen Zusammenhang bescheinigt, ein Wert von 1 dagegen für einen vollkommenen linearen Zusammenhang spricht. 0,94 ist sehr nah an 1, und damit scheint ein klarer Zusammenhang zwischen der Anzahl der Hitzetage und der Hitzetoten erwiesen. Auch die graphische Darstellung zeigt, dass die Datenpunkte sich sehr genau an eine ansteigende Gerade anschmiegen: Je mehr Hitzetage, desto mehr Hitzetote.

Hitzetote? Nicht besser als Kaffeesatzleserei

Das sieht nach einem Beweis aus, ist aber keiner. Denn woher kennt man eigentlich beim RKI die Anzahl der Hitzetoten? Wie man dort selbst weiß, wird Hitze „auf dem Totenschein normalerweise nicht als die zugrunde liegende Todesursache angegeben. Stattdessen müssen statistische Methoden angewendet werden, um das Ausmaß hitzebedingter Sterbefälle abzuschätzen. Das hier verwendete Modell zur Schätzung hitzebedingter Sterbefälle kombiniert Mortalitätsdaten des Statistischen Bundesamtes und Temperaturmessungen des Deutschen Wetterdienstes“. Sie wissen in Wahrheit nicht, wie viele Hitzetote zu beklagen sind. Sie haben nichts weiter als ein Modell, das die Sterbefalldaten des Statistischen Bundesamtes in Beziehung setzt zu den Temperaturen. Das ist noch schlimmer als im Fall der vorgeblichen Covid-Toten, wo man immerhin in Form des PCR-Tests über ein anwendbares, wenn auch völlig untaugliches Kriterium verfügte: Wer innerhalb einer bestimmten Frist mit einem positiven PCR-Test verstarb, galt als Covid-Toter, auch wenn er vielleicht aus Verzweiflung über den Bundesgesundheitsminister gestorben sein sollte. Da dieser Test nicht in der Lage war, die Infiziertheit oder gar Erkrankung des Getesteten einigermaßen gesichert nachzuweisen, war das nicht besser als Kaffeesatzleserei.

Und im Falle der Hitzetoten hat man nicht einmal das, sondern nur ein Modell, das Sterbefalldaten in Beziehung setzt zu Temperaturdaten. Einfacher geht es nicht. Man denke sich ein Modell zur Schätzung der Hitzetoten aus, das voraussetzt, dass bei steigender Zahl von Hitzetagen auch die Anzahl der Hitzetoten wächst. Dann füttere man dieses Modell mit der konkreten Anzahl der Hitzetage und der Sterbefälle, nur um am Ende das herauszufinden, was man schon in das Modell hineingesteckt hatte: Je mehr Hitzetage, desto mehr Hitzetote. So kann ich’s auch. „Die Methode, das zu postulieren, was man braucht“, schrieb der britische Philosoph Bertrand Russell in seiner Einführung in die mathematische Philosophie, „hat viele Vorteile. Es sind dieselben wie die Vorteile des Diebstahls gegenüber der ehrlichen Arbeit.“ In welche der beiden Kategorien „Diebstahl“ oder „ehrliche Arbeit“ die Schätzungen des RKI einzuordnen sind, mag jeder selbst beurteilen.

Tagesschau und RKI konnten also keine brauchbare Aussage über Hitzetote treffen, da sie das vorausgesetzt haben, was sie eigentlich belegen wollten. Dabei muss es nicht bleiben, man kann auch etwas anders vorgehen, indem man beispielsweise einen Blick auf andere europäische Staaten wirft. Vor einer Weile hatte ich auf der Basis der entsprechenden Daten von 39 europäischen Staaten gezeigt, dass es keinen Zusammenhang zwischen der mittleren Jahrestemperatur und der Lebenserwartung gibt; ein Land wie Malta ist beispielsweise mit einer Durchschnittstemperatur gesegnet, die 10° Celsius über der deutschen liegt, und dennoch liegt die maltesische Lebenserwartung sowohl für Männer als auch für Frauen höher als die deutsche. Das ist seltsam. Ohne Zweifel ist es auf Malta heißer als in Deutschland und auch die Anzahl der sogenannten Hitzetage ist dort sicher nicht geringer als hier. Es sollten also in dem Inselstaat nach Auffassung unserer Gesundheitsexperten mehr Hitzetote begraben werden als hierzulande. Aber wer früher stirbt, ist länger tot und lebt deshalb kürzer: Übermäßig viele Hitzetote müssten zu einer geringeren Lebenserwartung führen und nicht zu einer höheren. Der Zusammenhang zwischen Hitze und Sterblichkeit ist vielleicht doch nicht ganz so geartet, wie es sich Lauterbach vorstellt.

Aber vielleicht ist ja in Deutschland alles ganz anders, weshalb ich auch einen genaueren Blick auf die deutschen Verhältnisse werfen sollte. Hitzetode pflegen in der warmen Jahreszeit einzutreten, an zu hohen Temperaturen wird im Dezember kaum jemand sterben. Man unterscheidet daher gerne zwischen dem Sommerhalbjahr von April bis September und dem aus den restlichen Monaten bestehenden Winterhalbjahr. Üblicherweise sterben im Winterhalbjahr mehr Menschen als im Sommer. Wenn aber die Anzahl der Hitzetoten zur Sommerzeit so dramatisch angestiegen ist, dann sollte sich das Verhältnis von Winter- und Sommerhalbjahrestoten doch ein wenig gewandelt haben. Ein fiktives Beispiel kann das verdeutlichen. Nehmen wir an, in früheren Sommerhalbjahren habe es 500.000 Tote gegeben, in den zugehörigen Winterhalbjahren etwa 520.000. Das sind 4 % mehr. Nun steigt aber im Verlauf der Zeit die Gefahr des Hitzetodes, weil uns die Klimakatastrophe in ihren entsetzlichen Klauen hält. Die zeitliche Verteilung der Todesfälle sollte sich daher ein wenig verschieben, denn erstens dürften im Sommerhalbjahr hitzebedingt etliche Menschen frühzeitig versterben, die bei milderen Temperaturen wenigstens noch bis in den Winter am Leben geblieben wären, und zweitens mag es auch Todesfälle geben, die in früheren Zeiten weder im Sommer noch im Winter stattgefunden hätten, weil die Hitze viele um mehrere Jahre ihres Lebens betrogen hat. Bleibt man beispielsweise im Lauterbach-Bereich und setzt 10.000 Tote an, die es ohne Hitze nicht gegeben hätte, so kann das zu 510.000 Toten im Sommerhalbjahr und ebenfalls 510.000 Toten im Winterhalbjahr führen: Der Überschuss des Winters ist von 4 % auf exakt 0 % gesunken. Das sollte man merken.

In der folgenden Tabelle findet man die Anzahl der Todesfälle der Sommerhalbjahre von 2013 bis 2022, dann die Anzahl der Todesfälle im darauffolgenden Winterhalbjahr und schließlich den Überschuss an winterlichen Todesfällen, verglichen mit den sommerlichen.

Die entsprechenden Zahlen findet man wie üblich beim Statistischen Bundesamt.

Viel ist hier nicht zu sehen. Dreimal war der prozentuale Winterüberschuss im einstelligen Bereich, siebenmal dagegen war er zweistellig mit leichten Schwankungen. Die Tabelle zeigt keine Verschiebung der Sterblichkeit in das Sommerhalbjahr, sondern eine eher zufällige Verteilung. Das kann man auch noch genauer sehen, indem man die Überschusswerte in eine Graphik einträgt und wieder die Trendgerade berechnet.

Man sieht eine leicht steigende Tendenz der Winterüberschüsse, die man aber nicht überschätzen sollte, denn die Steigung ist gering. Der oben schon erwähnte Korrelationskoeffizient liegt bei 0,36, weshalb hier nur ein schwacher linearer Zusammenhang besteht. Man hat daher zwei Möglichkeiten der Interpretation: Entweder man betrachtet die Stärke der Korrelation als zu schwach, dann gibt es nur eine zufällige und keine regelmäßige Entwicklung der winterlichen Todesfallüberschüsse. Oder man akzeptiert einen schwachen linearen Zusammenhang und in diesem Fall steigen die prozentualen Winterüberschüsse mit der Zeit moderat an. Was man aber sicher nicht sieht, ist ein Abfallen der winterlichen Sterbefallüberschüsse und somit ein Ansteigen der Toten im Sommerhalbjahr: Dafür müsste die Gerade fallen und davon ist sie doch ein Stück weit entfernt.

Man kann das auch noch variieren, indem man nicht den jeweils nachfolgenden Winter betrachtet, sondern die Wintermonate des gleichen Jahres. Das ändert aber nichts, weil dann der Korrelationskoeffizient auf 0,51 steigt und man tatsächlich schon von einem mittelstarken linear ansteigenden Zusammenhang ausgehen muss. Oder man konzentriert sich auf die Todesfälle der mindestens 65-Jährigen, einer Gruppe also, die vom potentiellen Hitzetod eher betroffen sein dürfte als jüngere Altersgruppen. Aber auch das macht es nicht besser. Die Gerade steigt nach wie vor leicht an und je nach der Zusammensetzung des jeweiligen Winterhalbjahres erhält man eine Korrelationsstärke von 0,35 oder 0,49, fast genauso wie bei der Gesamtbevölkerung. Die zugehörigen Tabellen und Graphiken lassen sich leicht aus den Sterbedaten erstellen.
Wie man es auch auswählt, das Resultat bleibt immer gleich. Über den betrachteten Zeitraum von 10 Jahren ist keine Verschiebung der zeitlichen Verteilung der Todesfälle vom Winterhalbjahr zum Sommerhalbjahr zu beobachten, allenfalls umgekehrt eine leichte tendenzielle Erhöhung der Todesfallüberschüsse während des Winterhalbjahres. Ein Indiz für eine steigende Anzahl von Sommer- oder gar Hitzetoten sieht anders aus.

Aber lassen wir den Winter für eine Weile beiseite und sehen uns die Entwicklung der Todesfälle während der Sommerhalbjahre an. Den Daten des Statistischen Bundesamtes entnimmt man die folgenden Todesfallzahlen, jeweils in den Monaten April bis September.

Auf den ersten Blick könnte man hier eine deutliche Steigerung erkennen, doch der erste Blick bleibt nicht der letzte. Bisher hatte ich nämlich nur prozentuale Todesfallüberschüsse betrachtet und musste deshalb nicht die Altersstruktur berücksichtigen. Hier geht es jedoch um die absolute Zahl von stattgefundenen Todesfällen, und da spielt der demographische Aufbau der Gesamtbevölkerung eine große Rolle. Die Methode hatte ich schon mehrfach in anderen Beiträgen beschrieben, weshalb ich mich hier kurzfasse. Zu Beginn des Jahres 2013 lebten in Deutschland beispielsweise in der Altersklasse von 60 bis unter 65 Jahren 4.989.604 Menschen, wie man beim Statistischen Bundesamt erfahren kann. Gestorben sind in dieser Altersklasse – wieder laut Statistischem Bundesamt – 22.256 Menschen, das sind bei einer Genauigkeit von vier Stellen nach dem Komma 0,4460 %. Anfang 2022 tummelten sich allerdings 5.994.044 Menschen in der betrachteten Altersklasse. Würde nun während der Sommermonate 2022 der gleiche Prozentsatz der entsprechenden Bevölkerungsgruppe sterben wie 2013, so müsste man 0,4460 % von 5.994.044 berechnen, das sind dann 26.733 Todesfälle; eine Rechnung mit mehr Nachkommastellen ergibt 26.736. Führt man das für alle Altersklassen des Jahres 2013 durch und addiert, kommt man auf die Zahl 503.797. Und das heißt: Würden im Jahre 2022 in jeder Altersklasse prozentual gleich viele Menschen während der Sommermonate sterben wie im Jahr 2013, so käme man auf 503.797 Todesfälle.

Auf diese Weise stellt man fest, wie sich das sommerliche Sterbeverhalten früherer Jahre auf die Bevölkerungsstruktur des Jahres 2022 auswirken würde und kann so die Sterbezahlen direkt vergleichen. Die nachstehende Tabelle zeigt die Resultate.

Das sieht nun doch etwas anders aus. Bezogen auf die Altersstruktur des Jahres 2022 hätte man beispielsweise im Jahr 2017 472.595 Todesfälle während der Sommermonate verzeichnen müssen, im Jahr 2018 dagegen 484.021. 2022 kam es zu 500.830 Sterbefällen zwischen April und September.

Der Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2021 liegt bei 484.895, der Median bei 482.316. Von 2014 bis 2021 ist kein auffälliger Wert zu bemerken, manchmal liegt man recht deutlich unter dem Mittelwert, gelegentlich auch darüber, doch insgesamt verteilt sich die Zahl der jeweiligen altersnormierten Todesfälle ohne nennenswerte Auffälligkeiten um den Mittelwert. Auf keinen Fall kann man davon sprechen, dass die Zahl der Sommertoten in dieser Zeit zugenommen hätte. Auch dann nicht, wenn man das Jahr 2013 in Betracht zieht, das mit einer altersnormierten Zahl von 503.797 den Spitzenplatz einnimmt. Das ist allerdings zehn Jahre her, es handelt sich um den Startpunkt der Zahlenreihe und nicht den Endpunkt, und wenn auf den Startpunkt acht völlig unauffällige Jahre folgen, spricht das nicht für eine Entwicklung zum Schlimmeren. Tatsächlich gab es 2013 einen schönen und warmen Sommer, man durfte damals noch Überschriften wie „Der schönste Sommer seit Jahren“ veröffentlichen, ohne in einem Sturm medialer Entrüstung unterzugehen. Und der Überschuss an Todesfällen des Winterhalbjahres betrug, wie man der ersten Tabelle entnehmen kann, nur 4 %, das war der tiefste Wert der letzten zehn Jahre. Es steht allerdings außer Frage, dass es durch Hitze bedingte Todesfälle gibt, genauso wie kältebedingte in zweifellos stattlicherer Zahl. Wenn sie aber 2013 angestiegen sein sollten, nur um sich dann acht Jahre lang in Unauffälligkeit zu verlieren, dann zeigt das keineswegs eine bedenkliche Entwicklung an, sondern nur einen lange zurückliegenden Ausreißer.

Jedes Mittel ist recht

Doch für 2022 ist eine annähernd so hohe Zahl wie 2013 zu vermelden. Ist das nicht ein deutliches Zeichen für die gefährlichen Auswirkungen des Klimawandels? Das wohl kaum. Es wäre ein seltsamer Klimawandel, der acht Jahre lang Ruhe gibt und keinerlei Auffälligkeiten in den Todesfallzahlen während der Sommerhalbjahre hervorbringt, woraufhin er plötzlich und unerwartet im Jahr 2022 gnadenlos zuschlägt. Und nicht nur das. 2013 lag der winterliche Todesfallüberschuss nur bei 4 %, das fällt tatsächlich auf. 2022 waren es aber 14,66 %, ein Wert über dem Durchschnitt der betrachteten zehn Jahre. Es gab daher in diesem Jahr keine Verschiebung eventueller Todesfälle vom Winterhalbjahr ins Sommerhalbjahr, die Beziehung zwischen Sommer und Winter war völlig normal und unauffällig. Doch es gab etwas anderes: eine Übersterblichkeit von etwa 40.000 Menschen, Kuhbandner und Reitzner kommen mit sehr ausgefeilten Methoden sogar auf einen Wert von 60.000. Muss man noch erwähnen, dass 2022 das zweite Jahr der segensreichen Covid-Impfungen war und zusätzlich das dritte Jahr der Maßnahmen verschiedenster Art? Muss man betonen, dass die Übersterblichkeit 2022 sich mit fortschreitender Zeit erhöht hat und in der kälteren Jahreszeit nur selten Hitzetode vorkommen? Es gibt keine Indizien für ein verstärktes Hitzetodgeschehen im Jahr 2022 – Indizien für ein maßnahmen- und impfbedingtes Sterben gibt es in ausreichender Zahl.

Es war nicht anders zu erwarten. Lauterbachs Panikmache im Hinblick auf hitzebedingte Todesfälle ist nichts anderes als eben dies: Panikmache. Denn es geht ihm nicht um die Gesundheit der Menschen, darum ging es nie. Einerseits mag die Idee eine Rolle spielen, eine andere Ursache für die nicht mehr zu leugnende Übersterblichkeit in den Vordergrund zu rücken, um von den verheerenden Folgen der eigenen Politik abzulenken. Doch vor allem geht es ihm und seinen verehrten Kollegen im Bundesgruselkabinett darum, ein Klima von Angst zu erzeugen, auf dessen Basis sie dann ihre ideologischen Träumereien in die Tat umsetzen können. Die Mittel sind dabei völlig egal, man nimmt die sonderbare Pandemie, man nimmt die vermeintlich stark ansteigende Zahl von Hitzetoten, man nimmt den Klimawandel, jedes Mittel ist recht auf dem Weg zur Transformation der Gesellschaft in etwas, das niemand, der einigermaßen Herr seiner Sinne ist, wollen kann.

„Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?“, rief Cicero seinem Gegenspieler Catilina in einer Senatsrede während der Catilinarischen Verschwörung entgegen: „Wie lange, Catilina, willst du unsere Geduld noch missbrauchen?“ Und weiter: „Wie lange soll diese deine Raserei ihr Gespött mit uns treiben? Bis zu welchem Ende soll die zügellose Frechheit ihr Haupt erheben?“ Es sind genau diese Fragen, die man dem Kabinett des Grauens stellen muss, den Namen Catilina kann man durch Lauterbach, Habeck oder auch gleich „Bundeskabinett“ ersetzen – und auf keinen Fall darf man sich mit den üblichen Phrasen und dem üblichen leeren Gerede als Antwort begnügen, wie es heutige Journalisten so gerne tun. Solange aber die Bürger ihre Geduld missbrauchen, sich verspotten und die Frechheit ungehindert ihr Haupt erheben lassen, wird das Spiel genauso weitergehen wie bisher.

Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger

https://reitschuster.de/post/keine-indizien-fuer-verstaerktes-hitzetodgeschehen/

 

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