Die Kontaktverfolgung zur Ermittlung von Corona-Fällen ist krachend gescheitert – und das war für kritische Fachleute vorn vornherein klar und voraussehbar. Dennoch verpulverte man auch in Österreich Unmengen an Steuergeldern für nutzlose contact tracing-Maßnahmen und man hielt sogar bis 2022 wacker daran fest. Ein Unding, findet die GGI-Initiative, die regelmäßig kritische Themen der Corona-Krise beleuchtet und so die Wiederholung einer solchen politischen Katastrophe verhindern will.

Contact tracing – zum Scheitern verurteilter Dauerrückstand

Presseaussendung der GGI-Initiative am 11.07.2023

Contact tracing bzw. Kontaktverfolgung ist das Ermitteln von Fällen einer Infektionskrankheit und Personen, die mit dieser in Berührung gekommen sind. Für Atemwegsviren ist das aber zwecklos, sogar die WHO hat noch 2019 für Influenza davon abgeraten. In Österreich und weltweit ist das Covid-bezogene contact tracing krachend gescheitert. Dies war jedoch vorhersehbar, man hat die Möglichkeit eines saisonalen Triggers bei Sars-Cov-2 nicht berücksichtigt. Für künftige Krisen fordern wir, Geldmittel vernünftig einzusetzen und auf absehbar zwecklose Methoden zu verzichten.

Zweck und Herausforderungen der Kontaktverfolgung

Grassiert eine ansteckende Krankheit, so scheint es zunächst sinnvoll, Fälle so früh wie möglich zu finden und aus dem Verbreitungsgeschehen herauszunehmen. Das ist die Idee, die der Nachverfolgung von Kontakten – bekannt geworden als contact tracing – zugrunde liegt. Grundsätzlich geht es dabei um klare Infektionskrankheiten (Syphilis, Masern, Tuberkulose, etc.). Allein damit sind einige Schwierigkeiten verbunden, u. a. die Klassiker im Gesundheitswesen wie Personalmangel, Stigmatisierung Betroffener und fehlende Absicherung bei Isolation bzw. Quarantäne. [1]

Weitere Probleme kommen dazu, sobald es um Atemwegserkrankungen (z.B. Grippe) geht. Im Fall epidemischer oder pandemischer Influenza rät sogar die WHO noch 2019 mangels aussagekräftiger Evidenz ausdrücklich davon ab. [2] Erst Anfang dieses Jahres wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um eine Richtlinie für contact tracing zu erarbeiten. [3]

Aufwendige Suche nach Clustern

In Österreich wurde die Methode nach dem ersten Lockdown implementiert. Gesundheitsministerium, Länder und AGES bemühten sich, Informationen zum Personenkreis von positiven Fällen zu finden, sog. Cluster (Netzwerke von Erst- und Folgefällen) zu ermitteln um dann durch Absonderung deren Ausbreitung zu stoppen. In den beiden ersten Jahren der Corona-Krise wurde contact tracing zum alltäglichen Bestandteil vieler Menschen im Land und weltweit.

Doch dieses Bemühen war nicht von Erfolg gekrönt. Bereits im Lauf des Jahres 2020 hat sich ein Versagen der Methode abgezeichnet. [4] Ende 2021 stand das krachende Scheitern fest, nur noch gering zweistellige Zahlen konnten gelöst werden. [5], [6] Im Lauf des ersten Halbjahres 2022 erfolgte die komplette Einstellung. [7]

Scheitern mit Anlauf

Was war passiert? Experten und Medien überschlugen sich mit Erklärungsversuchen und Schuldzuweisungen: Software-Lösungen umfassen sehr viele Aspekte, das Problem schien zu komplex. [8] Nationale und internationale Koordination würde nicht funktionieren. [9] Freiwilligkeit und zunehmende Verweigerungshaltung seien problematisch, die Bevölkerung sei schuld. [10]

Dabei liegt eine Erklärung im Besonderen auf der Hand. In einer vergangenen Aussendung haben wir auf das Phänomen des saisonalen Triggers hingewiesen. Dieser steht im Gegensatz zum R-Wert, welcher fälschlicherweise zum allein bestimmenden Faktor der Pandemie erklärt wurde. Die Trigger-Theorie besagt vereinfacht, dass Erreger – insbesondere Atemwegsviren – sich wochen- bis monatelang vor einer Welle an Krankheitsfällen verbreiten. Als Ursachen für den späteren Ausbruch vermutet man veränderte Ernährung, verringerte Außentemperatur, weniger Sonnenstunden, Expression unterschiedlicher Gene uvm. Die Saisonalität ist eine wesentliche Eigenschaft solcher Ausbrüche, welche zwangsläufig – zum Höhepunkt einer Welle – von selbst wieder zurückgehen. [11]

Auch nach der R-Wert Theorie ist Kontaktverfolgung nur zielführend, wenn es sich bei einem Ausbruch um ein isoliertes, lokales Ereignis handelt und die Anzahl der Infizierten gering ist. Je nach Übertragungsgeschwindigkeit des Virus kann diese Zahl größer oder kleiner sein. Ist die Ausbreitung jedoch bereits im drei- bis vierstelligen Bereich, nicht mehr regional beschränkt und handelt es sich um einen leicht übertragbaren Erreger, gilt die Eindämmungsstrategie – welche das Contact tracing verfolgt – als gescheitert. Dass insbesondere die weite Verbreitung ab Anfang 2020 jedenfalls hätte in Betracht gezogen werden müssen, haben wir ebenfalls in einer Aussendung aufgezeigt. [12]

Folglich war die Zwecklosigkeit, Fällen und Kontakten nachzutelefonieren und angebliche Cluster zu ermitteln, bereits frühzeitig absehbar. Es spielt nicht einmal eine Rolle, ob sich der Begriff der Inzidenz auf positive PCR-Tests oder tatsächliche Krankheitsfälle bezieht. [13]

Sinnvoller Einsatz von Ressourcen

Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der ‘Fälle’ auch mit Absonderung nicht mehr zu verhindern war. Contact tracing ist gescheitert, jedoch nicht wegen der fadenscheinigen Erklärungen der Experten; sondern weil die Methode auf dafür nicht vorgesehene Szenarien angewandt wurde. Das Szenario des saisonalen Triggers hätte bereits vor dem ersten Lockdown zumindest in Betracht gezogen werden müssen.

Wir (GGI = Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit) fordern einmal mehr: Einseitige Scheinexpertise darf nicht länger toleriert werden. Geldmittel müssen bei Krisen sinnvoll eingesetzt und untaugliche Maßnahmen frühzeitig beendet werden. Kritikfähigkeit, Besonnenheit und das Einbeziehen von unabhängigen Experten und Vertretern aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sind sicherzustellen.

Zu guter Letzt sei der Regierung noch eine alte Indianerweisheit mitgegeben: “Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.” Denn es ist aussichtslos, eine Task-Force zu gründen, um ein totes Pferd wiederzubeleben.

Quellenangaben

[1] Brandt A. The History of Contact Tracing and the Future of Public Health. Am J Public Health, 2022. DOI: https://ajph.aphapublications.org/doi/10.2105/AJPH.2022.306949

[2] World Health Organization. Non-pharmaceutical public health measures for mitigating the risk and impact of epidemic and pandemic influenza. 2019. online: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/329438/9789241516839-eng.pdf

[3] World Health Organization. Call for Expressions of Interest: Guideline Development Group for WHO Guideline on Contact Tracing. 2023. online: https://www.who.int/news-room/articles-detail/call-for-expressions-of-interest–guideline-development-group-for-who-guideline-on-contact-tracing

[4] Mayer P. Kontakt-Verfolgung sinnlos und nicht mehr machbar? TKP, 2020. online: https://tkp.at/2020/10/24/kontakt-verfolgung-sinnlos-und-nicht-mehr-machbar

[5] Red. Massive Probleme beim Contact Tracing in Österreich. Russmedia Digital GmbH, 2021. online: https://www.vienna.at/massive-probleme-beim-contact-tracing-in-oesterreich

[6] Red. Contact-Tracing soll weitergehen. Österreichischer Rundfunk – Stiftung öffentlichen Rechts, 2022. online: https://wien.orf.at/stories/3140084

[7] Red. Corona: Contact Tracing wird mit Quarantäne-Aus beendet. Russmedia Digital GmbH, 2022. online: https://www.vienna.at/massive-probleme-beim-contact-tracing-in-oesterreich

[8] Drees J. Why contact tracing apps fail: IT experts share 5 reasons. Becker’s Healthcare, 2020. online: https://www.beckershospitalreview.com/healthcare-information-technology/why-contact-tracing-apps-fail-it-experts-share-5-reasons.html

[9] Clark E. & al. Why Contact Tracing Efforts Have Failed to Curb Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Transmission in Much of the United States. Clin Infect Dis, 72(9), pp e415–e419, 2021. DOI: https://doi.org/10.1093/cid/ciaa1155

[10] Red. Hürden beim Contact-Tracing. Österreichischer Rundfunk – Stiftung öffentlichen Rechts, 2022. online: https://orf.at/stories/3202123

[11] Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit. PM: #31 Der R-Wert – Kennzahl mit wenig Aussagekraft. 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-31-der-r-wert-kennzahl-mit-wenig-aussagekraft

[12] Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit. PM: #34 Grippe oder Sars-Cov-2? Wer suchet, der findet! 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-34-grippe-oder-sars-cov-2-wer-suchet-der-findet

[13] Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit. Let’s Talk About…Inzidenz. 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/inzidenz

 

Bild: freepik

Der Wahnsinn der Covid-Kontaktverfolgung: Von vornherein zum Scheitern verurteilt

 

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