Elke Schilling hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, für die oft vernachlässigte Generation der Senioren einzustehen. Die ehemalige Politikerin und Staatssekretärin in Sachsen-Anhalt hat „Silbernetz“ gegründet, eine ehrenamtliche Organisation, die ein fast rund um die Uhr erreichbares Sorgentelefon für ältere Menschen betreibt. Dieses Projekt ist mehr als nur ein Telefon – es ist eine Lebensader für viele einsame Seelen.

„Es gibt viele einsame Mitbürger,“ sagt Elke Schilling mit Nachdruck. Ihre Worte stammen aus tiefster Überzeugung und Erfahrung. In ihrem Buch „Die meisten wollen einfach nur reden – Strategien gegen Einsamkeit im Alter“ (Westend Verlag, 205 Seiten) enthüllt sie die erschütternde Realität der Einsamkeit im Alter und den steinigen Weg, den sie gehen musste, um dieses lebensrettende Projekt ins Leben zu rufen.

Elke Schilling beschreibt in ihrem Buch eindringlich, wie sie gegen bürokratische Hürden und gesellschaftliche Ignoranz kämpfen musste, um „Silbernetz“ zu etablieren. Sie malt ein klares Bild davon, wie tief verwurzelt die Einsamkeit in unserer Gesellschaft ist und wie dringend notwendig Initiativen wie „Silbernetz“ sind.

Die Geschichten, die sie erzählt, sind herzzerreißend. Sie sprechen von Senioren, die tagelang mit niemandem sprechen, von Menschen, die im Alter unsichtbar werden und deren Lebensfreude erlischt. Schilling zeigt auf, dass Einsamkeit nicht nur traurig macht, sondern auch krank. Und doch bleibt sie kämpferisch: „Die meisten wollen einfach nur reden“, sagt sie und zeigt damit, dass die Lösung manchmal so einfach sein könnte.

Elke Schillings Engagement ist eine Mahnung an uns alle, hinzuschauen und zu handeln. Es ist ein Aufruf, nicht wegzusehen, wenn unsere älteren Mitmenschen in die Isolation geraten. Ihr Buch und ihre Arbeit bei „Silbernetz“ sind lebendige Beweise dafür, dass Veränderung möglich ist – wenn jemand den Mut hat, den ersten Schritt zu machen.

Eine wichtige Telefonnummer gegen die Einsamkeit

In ihrem Buch teilt Elke Schilling nicht nur ihre bewegenden Erfahrungen, sondern bietet auch konkrete Hilfe an. Eine der wichtigsten Informationen ist die Telefonnummer von „Silbernetz“: 0800 4 70 80 90. Diese Nummer kann ein lebensrettender Kontakt für einsame Senioren sein, die einfach jemanden zum Reden brauchen.

Auch im Internet ist „Silbernetz“ leicht erreichbar. Über https://silbernetz.org können weitere Informationen abgerufen und Unterstützung gefunden werden. Elke Schilling zeigt, dass es Hoffnung und Hilfe gibt – man muss nur den Mut haben, zum Hörer zu greifen oder online den ersten Schritt zu machen.

Politisches Versagen und menschliches Engagement

Elke Schilling spart nicht mit Kritik an der politischen Landschaft Deutschlands. In ihrem Buch „Die meisten wollen einfach nur reden – Strategien gegen Einsamkeit im Alter“ beleuchtet sie auf 205 packenden Seiten die erschreckende Einsamkeit vieler älterer Menschen und die gesellschaftlichen Ursachen dieses Missstands. Ihre Analyse ist eine schonungslose Abrechnung mit einer Gesellschaft, die ihre Alten systematisch vernachlässigt.

Schilling geht in 17 Kapiteln detailliert auf die Einsamkeit und das Vergessen der Senioren ein. Sie zeigt auf, wie die Alten oft nur als Last betrachtet werden, und beschreibt die tragischen Konsequenzen dieser Haltung. Ihre Schilderungen sind reich an Fakten und persönlichen Geschichten, die tief unter die Haut gehen.

Eine besonders harte Kritik übt Schilling an den politischen und institutionellen Strukturen, die soziale Verantwortung auf das Ehrenamt abschieben. „Lob kostet ja nix,“ bemerkt sie sarkastisch über die Politiker, die das Ehrenamt preisen, während sie sich selbst aus der Verantwortung stehlen. Sie zeigt auf, wie staatliche Mittel für die ambulante Pflege geschickt zurückgehalten werden und wie Betroffene durch bürokratische Hürden und absurde Ablehnungen entmutigt werden. „Oft genug wird Menschen, die Unterstützung brauchen, weil ihre Lebensqualität eingeschränkt ist, ein mühsamer und langwieriger Widerspruchsvorgang aufgenötigt. Absicht?“ fragt sie provokant.

Doch Schilling lässt sich nicht entmutigen. Sie kämpft weiter, unterstützt von einem Netzwerk engagierter Menschen, die sich unermüdlich für das Wohl der Senioren einsetzen. „Zu zweit ist man weniger allein,“ ist eine Wahrheit, die in ihrem Projekt „Silbernetz“ lebendig wird. Hier findet man Wärme und Unterstützung inmitten der kalten Pragmatik der Leistungsgesellschaft.

Von Großbritannien nach Deutschland – Ein Projekt gegen die Einsamkeit

Elke Schilling hat ein Projekt aus Großbritannien nach Deutschland gebracht, das dort vielen einsamen Alten geholfen hat: Ein Sorgentelefon. Nachdem sie in Großbritannien gesehen hatte, wie wichtig solch eine Hotline ist, entschloss sie sich, diese Idee nach Deutschland zu bringen. Doch es dauerte ganze 42 Monate, um das Projekt hier zu realisieren – ein für Deutschland typischer bürokratischer Marathon.

Die Idee für „Silbernetz“ entstand aus einem tief bewegenden Erlebnis: der einsame Tod eines Nachbarn. „Er hatte nie Besuch und lehnte jede Hilfe ab,“ erinnert sich Schilling. Erst als der Handzettel eines Pizzadienstes wochenlang an seiner Tür hing, verständigte sie den Vermieter. Diese tragische Erfahrung war der Auslöser für ihren entschlossenen Einsatz gegen die Einsamkeit.

Während ihrer ehrenamtlichen Arbeit als Seniorenvertreterin stellte sich Schilling immer wieder die drängenden Fragen: „Wie verhindern wir einsames Sterben? Wie helfen wir Senioren, neue Kontakte zu knüpfen und wieder Teil der Gesellschaft zu werden? Wie verhindern wir, dass Menschen unsichtbar werden?“

„Ich bin einsam“: Der stille Kampf vieler Senioren

„Ich bin einsam.“ Dieser kurze, traurige Satz hallt in den Köpfen vieler älterer Menschen wider, die das Alleinsein nicht als Gewinn, sondern als Last empfinden. Ernüchtert, desillusioniert und oft voller Trauer oder Wut gestehen sie sich diese bittere Wahrheit ein.

Die Stunden des Tages scheinen endlos zu sein, die Decke starrt zurück, der Blick aus dem Fenster wird zum täglichen Ritual. Immer wieder den Flur entlanglaufen, um wenigstens in Bewegung zu bleiben. Ein weiterer Tag ist geschafft, aber die Freude bleibt aus. Nach einem erfüllten, aktiven Leben schlägt die plötzliche Ruhe des Ruhestands zu, und die ersehnte Rente erweist sich als schwerer Schlag.

Elke Schillings Episoden erinnern an die Nachbarin, die jahrelang früh aufstand und zur Arbeit ging. Eine Frau, die gebraucht wurde, stolz war und stets ein Lächeln auf den Lippen hatte. Sie verkörperte das, was Politiker gern als die „hart arbeitende Bevölkerung“ bezeichnen. Diese Dame sorgte viele Jahre für die Sauberkeit in einer Firma, war anerkannt und beliebt. Dann kam der Tag ihres Rentenbeginns. Blumen, Abschiedswünsche der Kollegen, fast eine zweite Familie. Doch zuhause schloss sich die Tür und mit einem Mal war es stiller als je zuvor.

Sie erzählte mir, dass sie nun viel Zeit habe und bereits alle Schränke, Kommoden, die Küche und den Keller aufgeräumt und ausgemistet habe. Nebenbei bemerkt: Ihre Wohnung und ihr Keller hätten das gar nicht nötig gehabt, so ordentlich war alles.

Die Realität vieler Senioren ist erschütternd. Die plötzliche Isolation nach einem Leben voller Aktivität und sozialer Kontakte kann überwältigend sein. Elke Schilling zeigt in ihren Geschichten, wie tief diese Einsamkeit reicht und wie schwer sie zu ertragen ist. Doch sie zeigt auch, dass es Wege gibt, diesem Gefühl zu entkommen – durch Projekte wie „Silbernetz“ und durch das Engagement von Menschen, die nicht wegsehen, sondern handeln.

Strategien gegen Einsamkeit

Was kann gegen das bedrückende Alleinsein getan werden? Autorin Elke Schilling bietet in ihrem Buch aufrüttelnde Ansätze und praktische Strategien, die für ein gesundes und erfülltes Altern wichtig sind. Sie gibt dem Leser Denkanstöße und motiviert dazu, aktiv über das Älterwerden nachzudenken und zu handeln.

Einige ihrer Vorschläge? Die Gesellschaft sollte ihre Einstellung zum Altern ändern. Ältere Menschen sind kein „altes Eisen“ und ihre Fähigkeiten sollten bewusst gefördert und genutzt werden. Vielseitige Gemeinschaften müssen gestärkt werden, altersgerechte Gesundheitsversorgung und würdevolle Langzeitpflege sollten aus vollem Herzen und nicht nach finanziellen Gesichtspunkten gestaltet werden.

Elke Schilling betont, dass es längst an der Zeit ist, dass Deutschland in allen Bereichen dafür sorgt, dass Lebensqualität den Lebensjahren hinzugefügt wird. Jeder Mensch sollte die Chance haben, ein sinnvolles Leben zu führen, unabhängig von Alter oder finanzieller Situation. Besonders wichtig ist ihr die Bürgerbeteiligung: Senioren sollen in den Kommunen mitwirken können und dürfen. „Lassen Sie sich nicht unter der Rubrik ‚Altersstarrsinn‘ in die Nische jagen, Sie haben ein Recht auf Hartnäckigkeit,“ fordert sie.

Ein weiterer wichtiger Punkt in Schillings Strategien ist die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Soziale, kulturelle und sportliche Aktivitäten sind entscheidend. „Eine der vielen Möglichkeiten, sich selbst zu helfen, ist, anderen zu helfen,“ sagt Schilling. Diese Philosophie der gegenseitigen Unterstützung ist ein zentraler Bestandteil ihrer Arbeit und ihres Buches.

Was jeder tun kann

Während des Lesens von Elke Schillings Buch drängt sich die Frage auf: Was kann konkret getan werden? Schilling und auch eigene Überlegungen liefern wertvolle Ansätze.

Familienstrukturen sollten gestärkt und das alltägliche Tempo entschleunigt werden. Der Pflegewahn muss umgekehrt und Kostensenkungen für Senioren im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben angestrebt werden. Ebenso wichtig ist es, die latente Rücksichtslosigkeit in unserer Gesellschaft zu reduzieren. Viele Menschen können sich in der Ellenbogengesellschaft nicht behaupten und werden dafür noch bestraft. Ein Zitat aus Schillings Buch verdeutlicht dies eindrucksvoll:

„Ich werde nie wieder erzählen, wie einsam ich bin. Danach sind entfernte Kontakte, Nachbarn vorwurfsvoll auf mich zugekommen und haben mir erklärt, dass ich sie ja nur hätte ansprechen müssen. Kurz, ich wäre ja selbst schuld an meiner Einsamkeit …“

Diese Aussage zeigt, wie oft Einsame zusätzlich stigmatisiert werden. Statt Mitgefühl und Unterstützung zu erfahren, werden sie für ihre Situation verantwortlich gemacht. Hier muss ein Umdenken stattfinden.

Einsamkeitsphasen und die schleichende Verwahrlosung der Gesellschaft

Einsamkeit ist kein Phänomen, das ausschließlich ältere Menschen betrifft. Elke Schilling macht in ihrem Buch deutlich, dass Einsamkeit verschiedene Generationen in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens heimsuchen kann. Diese „Einsamkeitsphasen“ sind Ausdruck einer schleichenden Verwahrlosung unserer Gesellschaft, in der Menschen oft nur solange wertgeschätzt werden, wie sie funktionieren und Ergebnisse liefern.

Diese gesellschaftliche Geringschätzung führt dazu, dass Menschen aller Altersgruppen in die Isolation geraten können. Ob es sich um junge Erwachsene handelt, die sich in einer neuen Stadt verloren fühlen, oder um ältere Menschen, die nach dem Ende ihrer beruflichen Karriere plötzlich allein dastehen – Einsamkeit kann jeden treffen.

Schilling betont, dass dieser Zustand das Resultat einer Kultur ist, die Leistung und Erfolg über alles stellt. Menschen, die nicht mehr mithalten können, werden schnell übersehen und vergessen. Diese Haltung führt nicht nur zu persönlichem Leid, sondern auch zu einer allgemeinen sozialen Kälte und Entfremdung.

Die Kehrseite der Leistungsgesellschaft: Ein Schlag ins Gesicht der Erbauer

Unsere Alten, sie haben diese Gesellschaft aufgebaut. Mit allem Drum und Dran. Doch die feste Hierarchie und der tief verankerte Leistungsgedanke belasten unser Wohlbefinden schwer. Die Konsequenzen der Kehrseite des Traums von Wachstum, Wohlstand und Karriere treffen hart, wenn sie eintreten. Wer leistet, ist im Boot – wer das nicht mehr schafft, ist draußen. Schilling bringt es nüchtern auf den Punkt: Jung ist gut, alt ist schlecht.

Es sei jedoch auch erwähnt, dass die heutigen älteren Generationen, die diese Leistungsgesellschaft mit all ihren strengen Hierarchien und dem unbarmherzigen Fokus auf Leistung, Macht und Eigentum geschaffen haben, selbst Teil des Problems sind. Sie bauten fleißig und selbstbewusst die Pyramide, die Oben und Unten, Reich und Arm, Sieger und Verlierer so strikt trennt. Und jetzt? Wer alt ist und auch noch allein, rutscht im Ranking dieser Logiken nach unten. Die einstigen Erbauer werden zu den Verlierern.

Diese harte Realität offenbart die brutale Wahrheit unserer Gesellschaft: Menschen werden nach ihrer Leistungsfähigkeit bewertet. Solange man jung und produktiv ist, wird man geschätzt. Doch im Alter, wenn die Kräfte nachlassen, erfährt man schnell die kalte Schulter.

Unterstütze Silbernetz!

Wer von Elke Schillings Buch beeindruckt ist, sollte unbedingt die Internetseite von Silbernetz besuchen. Dort wird deutlich, wie wichtig und wirksam dieses Projekt ist:

„Die Anrufe auf unserer Hotline mehren sich, ebenso wie die Zahl unserer engagierten Ehrenamtlichen. Wir werden mehr gebraucht denn je und sind stolz darauf, ein so wirkungsvolles Angebot bereitstellen zu können.“

Doch eine solche wichtige Institution – ein Sorgentelefon – wird nicht von staatlicher Seite finanziert und ist daher auf andere Unterstützungsformen angewiesen. Die Betreiber von Silbernetz schreiben:

„Doch dieser Erfolg bringt auch gestiegene Kosten mit sich, die durch unsere aktuellen Spenden nicht mehr gedeckt werden können. Jetzt sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen, um weiterhin bestehen zu können. Gemeinsam für ältere Menschen in Not. Jede Spende zählt!“

Silbernetz ist auf Spenden angewiesen, um den Betrieb der Hotline aufrechtzuerhalten und die Einsamkeit vieler älterer Menschen zu lindern. Jede Unterstützung, sei es durch finanzielle Spenden oder ehrenamtliches Engagement, trägt dazu bei, dass Senioren nicht in der Isolation versinken.

Das Buch als Pflichtlektüre und Ermutigung

Elke Schillings Buch sollte Pflichtlektüre für alle sein, die sich mit den Themen Einsamkeit und soziale Isolation beschäftigen. Es ist eine kraftvolle Ermutigung, sich diesen Problemen zu stellen und aktiv zu werden.

Viele ältere Menschen sind allein. Elke Schilling packt dieses Thema direkt an und sagt:

„Es geht vielmehr darum, ein gesellschaftliches Problem mit schwerwiegenden sozialen, gesundheitlichen und auch wirtschaftlichen Folgen zu beleuchten und zu hinterfragen.“

Schilling betont, dass wir nur durch offene Diskussionen über den Zustand unserer Gesellschaft und die Situation der alten Menschen die Ursachen der Einsamkeit sichtbar machen und Lösungsansätze finden können. Ihre Botschaft ist klar: Reden wir miteinander und lassen wir niemanden allein.

Elke Schilling fordert uns auf, die Isolation zu durchbrechen und eine Kultur des Mitgefühls und der Solidarität zu schaffen. Ihr Buch ist ein Aufruf zum Handeln und ein Weckruf, der uns alle betrifft. Nur durch gemeinsames Engagement können wir eine menschlichere Gesellschaft schaffen, in der jeder gesehen und gehört wird.

Frank Blenz. (2024, 20. Mai). Mehr als ein Sorgentelefon. https://www.nachdenkseiten.de/. Abgerufen am 20. Mai 2024, von https://www.nachdenkseiten.de/?p=115332

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