Die Suche nach nachhaltigen und umweltfreundlichen Ernährungsalternativen ist in aller Munde. Nun stößt eine bizarre Empfehlung auf: Kakerlakenmilch. Ja, richtig gelesen. Einige Medien im spanischsprachigen Raum preisen die Flüssigkeit aus dem Darm einer speziellen Kakerlakenart als das nächste große Ding an. Angeblich ein Wundermittel gegen den Klimawandel und eine Lösung für die weltweite Nahrungsmittelknappheit. Doch haltet die Lupe etwas näher an diese schillernde Neuigkeit, und es offenbart sich ein Szenario, das eher an einen schlechten Science-Fiction-Film erinnert als an eine ernstzunehmende wissenschaftliche Entdeckung.

„La Razón“ und andere Publikationen schwingen die Fahne für diesen neuen Trend, indem sie behaupten, dass die Dringlichkeit des Klimawandels uns zwingt, unsere Ernährungsgewohnheiten zu überdenken. Die Argumentation: Kakerlakenmilch sei ein proteinreiches Superfood, das in Zeiten von Nahrungsmittelknappheit, verstärkt durch politische Entscheidungen und Angriffe auf die Landwirtschaft, eine Rettung sein könnte. Ein auf den ersten Blick edler Gedanke. Doch werfen wir einen Blick hinter die Kulissen dieser „Innovation“.

Die Rede ist von der Diploptera punctata, einer Kakerlakenart, die im Gegensatz zu ihren Artgenossen lebendgebärend ist und eine Substanz produziert, die reich an Proteinen, Fetten, Zuckern und essenziellen Aminosäuren ist. Klingt erstmal beeindruckend, oder? Aber es gibt einen Haken: Die genaue Zusammensetzung dieser „Milch“ und ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind weitgehend unbekannt. Bedenken hinsichtlich Allergien oder anderen negativen Effekten? Völlig im Dunkeln.

Das Konzept ist nicht neu. Schon 2016 jubelten Forscher über die Entdeckung, und 2018 sprach man im EXCLI Journal von einem ernährungsphysiologischen Potenzial, das über dem von Kuhmilch liegen soll. Doch trotz der großen Worte: Viel ist seitdem nicht passiert. Und das aus gutem Grund. Die Vorstellung, Kakerlakenmilch in Massenproduktion zu gewinnen, wirft ethische und praktische Fragen auf. Denn nicht zu vergessen: Es handelt sich immer noch um das Melken von Kakerlaken, was unweigerlich zum Tod der Tiere führt. Ein nicht gerade appetitliches oder nachhaltiges Bild.

Die Wissenschaftler denken über eine künstliche Produktion nach, doch selbst wenn dies technisch möglich wäre, bleibt die Frage: Wer will das wirklich trinken? Die Idee, Kakerlakenmilch als Nahrungsmittel zu normalisieren, scheint eher ein verzweifelter als ein durchdachter Schritt zu sein.

Die mediale Aufmerksamkeit, die diesem Thema zuteilwird, wirkt fast wie ein Scherz. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand bei klarem Verstand tatsächlich glaubt, dass die Massen bereit wären, Kakerlakenmilch über ihr morgendliches Müsli zu gießen. Was als revolutionäre Idee für die Zukunft der Ernährung präsentiert wird, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein groteskes Kapitel in der Geschichte der menschlichen Ernährung.

Was bleibt, ist eine Mischung aus Faszination und Abscheu. Die Vorstellung, dass der Kampf gegen den Klimawandel und die Suche nach nachhaltigen Lebensmitteln uns zu solch extremen Überlegungen führt, sollte uns zum Nachdenken anregen. Brauchen wir wirklich Kakerlakenmilch, um die Welt zu retten, oder gibt es vielleicht doch vernünftigere Wege, unsere Zukunft zu gestalten? Die Antwort scheint offensichtlich. Die Diskussion um Kakerlakenmilch mag ein kurioser Seitenstrang in der Debatte um Nachhaltigkeit und Klimaschutz sein, doch letztendlich zeigt sie, dass nicht jede „innovative“ Idee auch eine gute Idee ist.

Renner, V. (2024b, Februar 16). Fürs Klima: Mainstream bewirbt „Milch“ aus Darm von Kakerlaken als neues „Superfood“Report24. https://report24.news/fuers-klima-mainstream-bewirbt-milch-aus-darm-von-kakerlaken-als-neues-superfood/

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